Wir trafen uns um 14:30 Uhr in der Haunstetter Straße vor dem Jüdischen Friedhof mit Michael Bernheim. Der Friedhof ist abgeschlossen und man kommt nur hinein, wenn man auch einen Schlüssel dafür hat.

Die Männer, ob Jude oder nicht setzen vor dem Betreten eine Kopfbedeckung auf, als Zeichen des Respekts. Eine friedliche Stimmung liegt über dem Gelände, außer uns ist niemand auf dem Friedhof zu sehen und nur die Vögel singen ihr Lied. Man möchte flüstern, so ruhig ist es hier. Die jüdische Grabkultur ist so ganz anders als unsere christliche, das wird uns hier in aller Deutlichkeit bewusst.

Auf den Gräbern finden sich Grabsteine mit hebräischen Schriften, aber einige sind auch in deutscher Sprache, sodass wir die Inschriften lesen konnten. Die meisten Gräber sind Einzelgrabstätten und alle nach Osten ausgerichtet, in Richtung Jerusalem. Die Ruhezeit gilt als unbegrenzt, kein Grab wird also aufgelöst. Wenn z.B. der Friedhof für 1.500 Gräber ausgerichtet ist, dann findet darüber hinaus hier keine Beerdigung mehr statt. Die Toten werden (wenn es die ortsübliche Vorschrift erlaubt) nur in einem Leinentuch beerdigt.

Auch Grabschmuck, so wie wir das kennen, findet man hier nicht. Nur auf wenigen Gräbern sieht man Blumen oder eine Kerze.  Fast immer sind Steine auf den Grabsteinen abgelegt, was möglicherweise auf eine Zeit zurück geht, als Israeliten in der Wüste begraben wurden und die Grabstätten mit Steinen beschwert werden mussten, damit keine Tiere die Totenruhe stören konnten.

Herr Bernheim erzählte uns auch eindrucksvoll einige Geschichten von Menschen die hier begraben sind. Seine Großeltern und Urgroßeltern liegen hier und weitere bekannte Kaufleute und Persönlichkeiten von Augsburg. Die Schicksale der Menschen machten uns wieder einmal sehr betroffen und sprachlos. Auch Mieczyslaw „Mietek“ Pemper, der die berühmte Liste Schindlers schrieb, und damit vielen Juden das Leben retten konnte, liegt hier begraben.

Vor dem Ausgang des Friedhofs befindet sich ein Brunnen, der dazu dient, sich die Hände zu reinigen.

Bei Interesse an mehr Informationen gibt es, wie bereits von Beate Rosner erwähnt, ein Gedenkbuch für Jüdische Familien in Augsburg oder die Broschüre „Wege der Erinnerung in Augsburg“.

Wieder zurück, ließen wir den Nachmittag im Cabresso nachwirken und ausklingen.