Ein schöner Spaziergang durch den Wald, jedoch mit geschichtlichem dunklem Hintergrund erwartete uns, als wir zu unserer geplanten Wanderung aufbrachen. Wir fuhren nach Horgau bis zum Lagerplatz, kurz vor dem „Bahnhöfle“.

Angenehme Temperaturen und immer wieder ein frisches Lüftchen sorgten dafür, dass wir beschwingten Schrittes losmarschierten. Unterwegs schilderte uns Hans, was es mit diesem, jetzt so ruhigen und beschaulichen Ort auf sich hatte.

Die „Blechschmiede“ war der Tarnname des im Horgauer Wäldchen gebauten KZ-Außenlagers. Für die NS-Rüstungsproduktion entstand hier eine Produktionsstätte der Firma Messerschmitt AG zum Bau von Tragflächen und Bugspitzen des Düsenflugzeugs Me 262. Der Bau dieser Produktionsstätte einschließlich der Baracken wurde im September 1944 begonnen und am 01. März 1945 abgeschlossen. Voraussetzung für ein solches Unterfangen waren die verkehrsgünstige Lage zum Bahnhof und zur Autobahn. Der Hochwald in Horgau bot zudem weitgehendsten Schutz vor möglicher Entdeckung durch Aufklärungsflugzeuge. Der Anschluss an das Starkstromnetz wurde über eine Trafostation gewährleistet und Wasser konnte vor Ort durch Brunnen im Wald gewonnen und Abwasser in einen nahen Bachlauf abgeleitet werden. Es wurden 21 Gebäude errichtet, die gesamte Anlage von einem 2 Meter hohen Zaun eingeschlossen und von Wachen gesichert.

Außer den Fachkräften, die für die Fertigung zuständig waren, wurden Häftlinge und KZ-Insassen in Viehwaggons herangekarrt. Der Weg bis zum Lager musste zu Fuß zurückgelegt werden. Das Baumaterial, das auch mit der Bahn ankam, mussten diese Menschen mit bloßen Händen und übermenschlicher Kraftanstrengung mitnehmen. Um im kalten Winter 1944/1945 Eisenstangen zum Lager zu bringen und ihre Hände vor Kälte und Erfrierung zu schützen, wickelten sie Lumpen um ihre Hände, was jedoch die Wachhabenden nicht zuließen und mit Erschießung drohten. Als Arbeitssklaven fristeten sie unter grausamsten und unmenschlichsten Bedingungen ihr Dasein. Sie litten Hunger, waren krank und ihre Körper ausgezehrt, hatten nur dürftige Bekleidung, wurden geprügelt, getreten und misshandelt und waren den unvorstellbaren Schikanen der SS ausgeliefert. Viele von ihnen haben diese Strapazen nicht überlebt. Am 08. Mai 1945 endete der 2. Weltkrieg mit der Kapitulation.

Das Lager in Horgau wurde weitgehendst zerstört. Es sind noch Reste eines Fundaments vorhanden und im Boden das eine oder andere Rohr, das womöglich zur Abwasserentsorgung gedacht war. Auch hat sich der Waldboden mit der Zeit sein Gebiet wieder zurückerobert.

Ein kleiner Weg zum damaligen Ort des Geschehens wird von Freiwilligen freigehalten. Auch eine Informationstafel wurde dort angebracht. Die Erinnerung an die Verbrechen dieser Zeit und das Gedenken an die Opfer muss wachgehalten werden, damit sich so etwas nicht wiederholt. Hören und Schauen wir also genau hin, was um uns herum geschieht.

Einen alten Weisheitsspruch, der mir gut gefiel, möchte ich Euch nicht vorenthalten:

„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte“

„Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten“

„Achte auf deine Taten, denn sie werden Deine Gewohnheiten“

„Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter“

„Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal“

(dieses Zitat geht auf den englischen Schriftsteller Charles Reade zurück)

(Die Informationen stammen aus dem Sonderband zum 32. Jahresberichts des Heimatvereins für den Landkreis Augsburg e.V. 2010 – „Blechschmiede“ Horgau-KZ-Außenlager und Waldfabrik für die NS-Rüstungsproduktion – Gisela Mahnkopf und Claudia Ried, Hg.)

Um wieder auf andere Gedanken zu kommen und uns zu erfrischen, kehrten wir noch im „Bahnhöfle“ ein, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.

Ein herzliches Vergelt‘s Gott für die Organisation, die vielen interessanten Informationen und fürs Fahren geht an Hans und an Sybille.

Ingrid